Ein leidenschaftlicher Botschafter der Theologie Karl RahnersZum Tod von Herbert Vorgrimler (1929-2014)

Vier Tage nach Otto Hermann Pesch und acht Tage nach Wolfhart Pannenberg ist am 12. September 2014 im westfälischen Münster ein weiterer Theologe verstorben, der jahrzehntelang zur ersten Liga der deutschsprachigen Theologenwelt gehörte: Herbert Vorgrimler. Am 19. September wurde er in Altenberge, einer Kleinstadt nordwestlich von Münster (Kreis Steinfurt), wo er ein Haus besaß, begraben.

Am 4. Januar 2014 hatte er im Clemenshospital, wo er nach seiner Emeritierung im Jahr 1994 lebte und seit 2000 ehrenamtlich als Leiter der Klinikseelsorge und Rektor der Klinikkapelle wirkte, noch seinen 85. Geburtstag feiern können1 - in geistiger Frische, die ihn erst in den allerletzten Lebenswochen verließ.

Die Theologische Fakultät, an die er 1972 berufen worden war und die ihn drei Mal zu ihrem Dekan gewählt hatte, würdigte Vorgrimler auf ihrer Website als "einen begabten und pastoral sensiblen Lehrer, der mit seiner gesamten Lebenskraft für eine Theologie eintrat, die konsequent von der Suche des Menschen nach Gott ausgehend jede Frage bedenkt."2

Enger Mitarbeiter Karl Rahners

Die Nachricht von seinem Ableben erhielt ich während einer Feierstunde in Freiburg - ausgerechnet im Verlagshaus Herder, das Vorgrimler immens viel zu verdanken hat3. Schwester Marianne Candels, Verwaltungsleiterin des Clemenshospitals und in den letzten Jahren Vorgrimlers rechte Hand und treue Begleiterin, sprach die Nachricht kurz vor 12 Uhr mittags auf meine Mailbox, unmittelbar nach Vorgrimlers Tod.

Kardinal Karl Lehmann hielt eben seine Laudatio auf Ulrich Ruh, den scheidenden Chefredakteur der Herder-Korrespondenz. Ihm und dem in Vertretung des Freiburger Erzbischofs ebenfalls anwesenden Generalvikar Fridolin Keck die Todesnachricht mitzuteilen, fiel mir nicht leicht. Erst Ende Mai war ich vier Tage mit dem Verstorbenen, der vom Schwarzwald aus angereist war, in Vorarlberg unterwegs. Er wollte noch einmal den Bregenzerwald sehen, das Laternsertal und die Bregenzer Uferpromenade - mein Dank für die Rahner Lecture "Die Lehrautorität der Gläubigen. Karl Rahners Überlegungen zum 'sensus fidelium'", die Vorgrimler im Jahr zuvor in München auf Einladung des Karl-Rahner-Archivs gehalten hatte4.

Die Wege Herbert Vorgrimlers und Karl Lehmanns kreuzten sich wiederholt: nicht nur als Kollegen im Herausgeberkollektiv der "Sämtlichen Werke" Karl Rahners. Beide waren enge und effiziente Mitarbeiter - auch wenn Vorgrimler, anders als Lehmann, niemals offiziell Rahners Assistent war. Wohl aber zeitlebens sein engster Vertrauter. Freilich wurde er nie zu einem der Epigonen Karl Rahners, die das Werk des Meisters vereinfachen oder auch banalisieren. Er hat auch nie gemeint, sein eigenes Profil dadurch schärfen zu sollen, dass er sich aggressiv von seinem Lehrer absetzte, wie andere dies tun zu sollen meinten. "Wagnis Theologie" lautet der Titel der Festschrift, die er 1979 Karl Rahner gewidmet hat5. Theologie ist nicht nur eine Ansammlung frommer Sprüche oder lehramtlicher Dekrete. Sie ist immer auch Wagnis.

Am 4. Januar 1929 in Freiburg - wie Karl Rahner - geboren, studierte Vorgrimler nach dem Abitur 1948 zunächst als Alumne des Collegium Borromaeum in Freiburg, ab Spätherbst 1950 im Collegium Canisianum in Innsbruck. Dort hat er Karl und auch Hugo Rahner, den Kirchengeschichtler und Ignatiusexperten, kennengelernt. Nach der Priesterweihe 1953 und der Promotion 1958 wurde daraus eine intensive Arbeitsgemeinschaft und eine tiefe Freundschaft.

Herbert Vorgrimler wurde zum Botschafter der menschenfreundlichen, gottverbundenen Theologie Karl Rahners: ein profunder Kenner und Könner - und übrigens auch sein erster Biograf (1963)6. Er hat nie nur Wissen vermittelt, nie nur ausgebildet, er hat gebildet - durch seine Art und Weise des Eingehens auf Themen wie auch auf Studierende selbst. Das Etablieren einer Vorgrimler-Schule, einer verschworenen Klientel von Jüngerinnen und Jüngern, die für ein Zitatenkartell sorgen würden, war ihm kein Anliegen.

Nachhilfe für Bischöfe

Am Vorabend des Konzils, 1961, erschien das "Kleine Theologische Wörterbuch", gemeinsam mit Karl Rahner verfasst. Es wurde für viele Bischöfe, deren eigenes Studium oft Jahrzehnte zurücklag, zu einer Art Nachhilfe- bzw. Crashkurs in Sachen Theologie - die Idee dazu entstand auf einer Schwarzwaldwiese. Als Karl Rahner in der ersten Hälfte der 60er Jahre in Rom auf dem Konzil war, hat Vorgrimler in Freiburg als Schriftleiter des "Lexikon für Theologie und Kirche" nach den Worten Lehmanns "immense Kärrnerarbeit geleistet" - und Beziehungsarbeit, bei allen Empfindlichkeiten mehr oder weniger gelehrter Autoren.

Das "Kleine Konzilskompendium", eine Sammlung aller sechzehn Konzilstexte, mit umfangreicher Einführung und entsprechenden Einleitungen, erschien erstmals im Dezember 1966 und steht heute bei der 35. Auflage. Niemand, der Theologie studiert, kann auf den "Rahner-Vorgrimler" verzichten. Ich selber kann mich von der 15. Auflage von 1981 nicht trennen, die mich durch mein Studium begleitet hat, obwohl der grüne Umschlag bereits seit Jahren abblättert. Wer Karl Rahner sagt, nennt im selben Atemzug Herbert Vorgimlers Namen.

Professor in Luzern - und Münster

Sein Einstieg in die akademische Lehrtätigkeit erfolgte aufgrund der aufwendigen Zuarbeit für Karl Rahner später als bei anderen Rahner-Mitarbeitern. 1968, er war knapp unter 40, erhielt Vorgrimler einen Ruf an die Universität Luzern. Hans Urs von Balthasar, kurz vor seinem Tod 1988 zum Kardinal ernannt, hat dabei nachgeholfen. Und damit ganz nebenbei auch ein Signal in Richtung Rahner verbunden: Ich tue etwas für meine Leute, ich setze mich ein! Wie Lehmann hatte Vorgrimler im Konflikt zwischen Balthasar und Rahner zu vermitteln versucht: Seit Balthasars "Cordula oder der Ernstfall" von 1966 lagen die beiden im Clinch miteinander. Man darf heute mit Recht bezweifeln, dass Balthasar Rahners Theorie vom anonymen Christen, die er vehement (und untergriffig) kritisierte, überhaupt verstanden hat.

Der Ruf nach Luzern warf Vorgrimler mitten in Spannungen in der Schweizer Kirche hinein: zwischen Kanton und Kirche, zwischen Bischöfen und Priestern, zwischen Religionslehrern und Kirchenleitung. Vorgrimler ließ sich ein. Bei den Studierenden kam er sehr gut an, er nahm Prüfungen im Kaffeehaus ab, um ihnen Examensängste zu nehmen und gleichzeitig Karriereplanung zu machen. Gerüchte und Intrigen gegen das Luzerner Priesterseminar führten zu freundschaftlichen Begegnungen mit dem Bischof von Basel-Solothurn, Anton Hänggi, oder mit dem führenden Ökumeniker Otto Karrer, einem entfernten südbadischen Verwandten, der als Ex-Jesuit in der Diözese Chur Exil erhalten hatte. Ehemalige Studenten (Giancarlo Collet) oder Kollegen (Franz Furger) finden sich später wieder in Münster/Wesfalen. Joseph Ratzinger, bei dem sich Vorgrimler hatte habilitieren wollen, gratulierte dem Neoprofessor von Tübingen aus brieflich zur Professur: "Für mich sind Sie durch Ihre Leistung längst habilitiert und ich hoffe, dass das irgendwann einmal auch eine deutsche Fakultät begreifen wird ... höchstens hätte ich helfen können, dass Ihre Arbeit auch das juristische Etikett erhielt, auf das Sie der Sache nach längst Anspruch hatten."7

Nach vier Jahren in Luzern drückte Karl Rahner mit einem umstrittenen Sondervotum Vorgrimler in Münster als seinen Nachfolger durch. Dort waren nun mit Vorgrimler und Metz zwei Rahner-Schüler der ersten Stunde an einer Fakultät zusammen, Metz bereits seit 1963. Zusammen mit Karl Lehmann, Albert Raffelt und Karl H. Neufeld SJ starteten sie 1995 mit der Edition der "Sämtlichen Werke" ihres Lehrers. Sie ist mittlerweile bei 30 von 32 Bänden angelangt und steht damit in der Zielgeraden. Als ich 2005 für Karl H. Neufeld ins Herausgebergremium nachrückte, hat mich ein "Schauer" überkommen - in diese Gesellschaft als Kollege einzutreten. Aber Herbert Vorgrimler ließ mich seine theologische Überlegenheit nicht herablassend spüren, er ließ mich vielmehr teilhaben an seinen Erfahrungen.

Herausgeberschaft bedeutete für ihn nicht titulus coloratus. Er hat nicht nur seinen Namen hergegeben. Fünf Bände - 12, 14, 17 (ein Doppelband) und 29 - hat er bearbeitet: dogmatisches Urgestein mit den Bänden 12 (Menschsein und Menschwerdung Gottes. Studien zur Grundlegung der Dogmatik, zur Christologie, Theologischen Anthropologie und Eschatologie) und 17 (Enzyklopädische Theologie. Die Lexikonbeiträge der Jahre 1956-1973) , spirituelle Perlen in Bänden 14 (Christliches Leben. Aufsätze - Betrachtungen - Predigten) und 29 (Geistliche Schriften. Späte Beiträge zur Praxis des Glaubens). In den Editionsbericht von Band 17, beinahe eine kleine Monografie, ist viel, auch sehr persönliches Hintergrundwissen eingeflossen, in manchen Partien nicht unproblematisch.

Die editorische Leistung bleibt. Es bleiben Vorgrimlers Rahner-Biografien und -Einführungen, sein Band über Buße und Krankensalbung im "Handbuch für Dogmengeschichte", seine Sammelbände "Wegsuche", die weit verstreute Artikel und Aufsätze zusammentragen, darunter eine eigene Rahner-Abteilung. Seine Bücher zur Gotteslehre, zur Sakramententheologie, zur Geschichte der Höllenvorstellungen und zur Theologie des Himmels wurden auch von Nichttheologen gelesen und verstanden. Sie gehören zur theologischen Standardliteratur.

Ein verletzlicher Theologe

Seine Autobiografie "Theologie ist Biographie" (2006) war ein brutaler Rundumschlag mit vielen Indiskretionen und Beschimpfungen. Er meinte, sie veröffentlichen zu sollen und hat sich damit herber Kritik ausgesetzt. Dass er das Leben im Innsbrucker Jesuitenkolleg, in dem Rahner in den 50er Jahren lebte, gekennzeichnet sah von "Lieblosigkeit und sozialer Verwahrlosung"8, hat mich seinerzeit empört. Nach bald dreißig Ordensjahren kann ich mittlerweile nachvollziehen, was er mit diesem Hinweis gemeint hat. Ein monastisch geformtes, oft von Kleinlichkeiten geprägtes Leben in einem großen Ordenshaus war für Rahner geisttötend, und er hat sich darüber auch subtil lustig gemacht9.

Eine geplante ausführliche Rezension des Buches ("Herbert Vorgrimler besichtigt sein Leben. Erinnerungen oder Abrechnung?") habe ich 2006 zurückgezogen. Mein damaliger Chefredakteur war damit einverstanden, den Text zuerst Vorgrimler zur Kenntnisnahme vorzulegen und ihn so mit kritischen Anfragen zu konfrontieren. Dieser bestand vehement auf fünf oder sechs, für mich zu gravierenden Änderungen, auf die ich mich nicht einlassen konnte. Daraufhin entzog er mir ganz formell die Freundschaft. Erst nach einigen Monaten, als ich ihm schrieb, wie sehr ich es bedauerte, dass er jeden weiteren Kontakt mit mir wegen dieses Buches, nach so vielen freundschaftlichen Begegnungen, verweigere, gewährte er "Amnestie" - und wir hielten wieder regelmäßigen Kontakt und machten den einen oder anderen Ausflug. Heftige Reaktionen gehörten zu seinem Naturell, damit umzugehen war nicht immer leicht.

Herbert Vorgrimler war ein politischer und ein politisierender Mensch. Übel genommen hat man ihm einen Wahlaufruf für die SPD. Aber auch andere Stellungnahmen. Er wurde als "Freimaurer" denunziert und als "Marxist" beargwöhnt. Er konnte austeilen, wenn er von einer Sache oder einer Person überzeugt war, für die er sich einsetzte, wie etwa die Alttestamentlerin Sigrid Loersch, die ihm den Haushalt führte und auf deren Grabstein seit 1995 auch der Name Herbert Vorgrimler steht, nur das Todesjahr war noch einsetzen. Bei seinem Fünfundachtziger meinte Chefarzt Peter Baumgart öffentlich, Herbert Vorgrimler lebe zölibatär, aber er könne nicht allein leben.

Ein sensibler Seelsorger … und Heilig-Land-Fan

Patienten und Besucher des Clemenshospitals waren nicht primär daran interessiert, einen Mitarbeiter und engen Freund des 2004 verstorbenen Wiener Erzbischofs Kardinal Franz König im vatikanischen Sekretariat für die Nichtglaubenden anzutreffen, der sich auch als Mitglied der Arbeitsgruppe "Fragen des Judentums" der Deutschen Bischofskonferenz zur Verfügung stellte oder der zusammen mit Karl Rahner Mitbegründer der (später wieder eingestellten) Internationalen Dialog-Zeitschrift gewesen war. Sie erlebten einen sensiblen Seelsorger. Seine Sorge galt Patienten und Angehörigen ebenso wie dem Pflegepersonal und Ärzten, denen er in Grenzsituationen beistand10. Bis zuletzt war er Leiter des klinischen Ethikkomitees. Das Clemenshospital in Münster verdankt ihm die Zertifizierung der klinischen Seelsorge.

Herbert Vorgrimler ist gern gereist, vor allem ins Heilige Land, nach Jordanien, Ägypten und Syrien, oft mit dem Münsteraner Bischof Reinhard Lettmann, der im April 2013 während einer Pilgerfahrt in Bethlehem verstorben ist. Sein Tod - während einer Pilgerreise vor der Geburtskirche in Bethlehem im April 2013 - hat Vorgrimler sehr getroffen. Die beiden waren eng befreundet, nach einem vorhergehenden "reinigenden Gewitter", das jahrelange Spannungen beendete. Das Gespräch mit dem Judentum hat Herbert Vorgrimler nicht nur akademisch gepflegt, Erich Zenger († 2010), ein enger Freund, wurde für ihn zur "Gewissenserforschung für die christliche Dogmatik"11.

Ein begnadeter Maieutiker - und väterlicher Freund

Als Doktorand habe ich Mitte der 90er Jahre Kontakt mit Herbert Vorgrimler aufgenommen. Ich habe (kaum vorstellbar) schüchtern das eine oder andere nachgefragt bei dem Professor im fernen Münster, und ich habe Antwort bekommen, Interesse gespürt: an meinem Dissertationsthema, an meiner Person. Es folgte eine Einladung nach Münster, später ein Gegenbesuch in Innsbruck. Mit der Zeit wurde daraus eine Freundschaft. Den Ängsten des Doktoranden begegnete der Rahner-Kenner mit dem Hinweis, "dass eine Doktorarbeit keine Prolegomena jeder künftigen Theologie zu sein hat, sondern ein simpler Legitimationsvorgang". Das tat mir gut und nahm Ängste. Herbert Vorgrimlers Menschlichkeit wurde zur Maieutik: theologische Hebammenkunst im Sinne eines Sokrates oder Kierkegaard. Ich weiß, das klingt etwas pathetisch - aber wie drückt man Dank aus, wenn man viel verdankt und nicht vergessen will?

1999, zum Siebziger, wurde ich nach Münster eingeladen. Bei einem Besuch in Innsbruck, im Herbst 1999, ging's in den "Wilden Mann" nach Lans, wohin sich Karl Rahner gern einladen ließ. Es folgte eine Südtirol-Fahrt: Brixen, Bozen, der Vinschgau mit der Abtei Marienberg, die mit den Engel-Fresken in der Krypta12. In Brixen zuvor Mittagessen im "Hotel Elefant", es durfte kein anderer Ort sein - "da 450 anni simboli della hospitalità" bewirbt sich dieser Traditionsort selber. Gastfreundschaft war, was ich bei dem großen Professor erlebte - theologisch wie menschlich. Zum Fünfundsiebziger, 2004, erhielt ich, zusammen mit einem Freund, ebenfalls eine Einladung nach Münster - und zwei Flugtickets wurden gleich mitgeschickt.

Er war ein großer und großzügiger Mensch - und ein international renommierter Theologe, der ganz im Sinne Karl Rahners Lust machte auf das Abenteuer Theologie. Karl Lehmann schrieb in der Festschrift zum 80. Geburtstag von einem "Leben für gelebten Glauben und Theologie"13.

Überrascht hat er mich im Herbst 2013, als er mich bat, am 4. Januar 2014 im Clemenshospital Münster ("Deo volente", wie er mir schrieb) zu seinem Fünfundachtziger eine Art "Freundeswort" zu sprechen. Er verschwieg vorsichtshalber, wieviel Gäste er geladen hatte und betonte, es solle keine herkömmliche Laudatio; akademische Würdigungen hatte er hinter sich gelassen. Die wunderschöne Feier, musikalisch umrahmt von den "Zucchini Sistaz", die dreistimmig Big-Band-Klassiker zum Besten gaben14, war bis ins Kleinste minutiös geplant. Herbert Vorgrimler war an sämtlichen Details der Vorbereitung interessiert, Schwester Marianne zog alle Register. Man konnte Wohlwollen spüren, Wärme und Dankbarkeit. Sie wurden vielfach artikuliert und bekundet, auch vom Chefarzt der Klinik. Erich Zenger fehlte, war aber mit seiner Rede von 2009 indirekt anwesend15. Vorgrimlers Freund Antonio Autiero, mittlerweile frisch emeritiert, reiste aus Berlin an.

Auch für die "Stimmen der Zeit" ließ sich Herbert Vorgrimler immer wieder anwerben, mit spitzer Feder brachte er Probleme auf den Punkt, zuletzt im Mai 201316.

"Letzte Dinge" oder "erste Begegnungen"?

"… und das ewige Leben. Amen" lautet der Titel seines 2007 erschienen Buches. An dessen Ende schreibt Vorgrimler: "Man hat Jahrhunderte lang von den 'Letzten Dingen' gesprochen, dem Tod und von dem, was 'danach' kommt. Später wurde vorgeschlagen, das zu ändern in: 'Von den letzten Begegnungen'. Noch treffender wäre: 'Von den ersten Begegnungen', erstmals Jesus leibhaft zu begegnen, der Sehnsucht nach uns hat: ,damit auch ihr seid, wo ich bin'. Erstmals Gott selber in seiner Unbegreiflichkeit, in seiner unbegreiflichen Liebe zu begegnen. Dieser Gott hat uns in Jesus von Nazaret nicht von Leid und Tränen, nicht von Sterben und Tod erlöst. Er hat nicht einfach alle Schuld des Lebens und der Menschheitsgeschichte weggewischt und für die Zukunft unmöglich gemacht. Erlöst sind wir von der Hoffnungslosigkeit."17

Herbert Vorgrimler hat mit seiner Theologie vielen Menschen die Angst vor dem Tod genommen. Als Christ darf er sich jetzt auf die angezeigte "erste Begegnung" freuen. Das tröstet über seinen Verlust hinweg.

R. I. P.

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